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08.10.2013, 23:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.10.2013, 23:16 von Anderl.)
Auch uns hat es erwischt: bei einem Kilometerstand von ungefähr 275 Tsd Kilometern auf dem Tacho ging bei unserem 325i Touring nach längerer und (sehr) zügiger Autobahnfahrt im Stau auf einmal die Kühlmitteltemperatur nach oben. Mit Heizung auf Anschlag bei geöffneten Fenstern konnte der Hitzekollaps zwar vermieden werden, und mit Nachfüllen von Kühlwasser (nach entsprechender Abkühlphase auf einem Rasthof) wurde die heimatliche Garage doch noch erreicht.
Die Nachschau bei Tageslicht erbrachte folgende Bilder:
Nicht wie erwartet ein milchig-karamellfarbener Schlamm, sondern ein transparenter, dunkler „Lacküberzug“ schimmerte mir entgegen. Befund beim Blick in den Ausgleichsbehälter: nix Auffälliges. Blick auf den Ölmessstab: ebenfalls nix Auffälliges …
Ich hatte schon eine Theorie, die mir dann der BMW-Schrauber meines Vertrauens bestätigte: Ich habe mir einen Riss im Zylinderkopf zugezogen. Und zwar nicht irgendeinen Riss, sondern den klassischen 325i-Zylinderkopfriss: üblicherweise reißt er zwischen dem 5. und 6. Brennraum, und zwar über dem Wasserkanal nach oben in Richtung Kopf, nicht nach unten in Richtung Brennraum.
Und warum der „Lack“?: ganz einfach: bei hoher Belastung ging der Riss auf. Nachdem mir das Malheur aufgefallen war und ich eine ganze Weile auf dem Autobahnrastplatz halten blieb, bis ich das Kühlwasser nachfüllen konnte, schloss sich der Riss wieder. Aufgrund meiner sehr verhaltenen Fahrweise nach der Panne blieb der Riss geschlossen, so dass kein weiteres Wasser in den Zylinderkopf eindrang und das bereits ausgetretene Wasser auf dem Heimweg restlos verdampfte. Der „Lack“ war der eingedickte Rest vom Wasser-Öl-Gemisch.
Auf diese Weise bekam ich eine Gnadenfrist: Mit sehr verhaltener Fahrweise konnte ich die nächsten Monate das Fahrzeug weiter nutzen, während ich gleichzeitig eine Motorrevision plante und die notwendigen Teile inklusive Zylinderkopf besorgte.
Zuerst reinigte ich das Innenleben:
Fertig:
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Letztendlich konnte ich noch ein ganzes Jahr weiter fahren, bis der Kühlwasserverbrauch mit einem Male stark anstieg und jetzt auch der allseits bekannte Karamell-Schlamm auftrat, wunderbar zu sehen auf dem ausgebauten Ventildeckel:
Das Innenleben des Zylinderkopfs sah genau so aus:
Jetzt war der Zylinderkopf wirklich fertig!
Wunderbar ist auf den Einlassventilen der helle Kalk zu sehen, der im Kühlwasser vorhanden war und sich dort ablagerte:
Die Brennräume zeigten nach wie vor keine Risse auf:
Ganz anders hingegen auf der oberen Seite des Kopfes:
Hier ist besagter Riss sogar mit bloßem Auge zu sehen:
Und wie schon richtig vermutet: der „klassische“ 325er-Riss zwischen den Zylindern 5 und 6 …
Und nun? Zylinderkopf wegwerfen? Hmmmm … da gibt es doch noch Möglichkeiten!
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Sehr gute Bilder. Hatte auch mal einen Kopf rumliegen, da konnte man den Schaden nur bei ausgebauter Nockenwelle erkennen. Bin gespannt wie die Story weiter geht.
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Interessanter Bericht. Ist denn bei einem ZK-Riss immer eine Temperaturerhöhung erkennbar? Wie viel Wasser musste da in etwa so auf 100km nachgefüllt werden?
Gruß
Martin
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Nein, normalerweise ist "der übliche M20 Riss" im Fahrbetrieb überhaupt nicht zu erkennen. Weder durch Leistungsverlust, noch durch Temperaturerhöhung oder Dampfschleier.
Bemerken tut man ihn normalerweise weil das Checkcontrol "Kühlwassermangel" anzeigt (und das dann in immer kürzeren Abständen) und Öleinfülldeckel/Ölmesstab die berühmte "Caramelcreme" (Öl/Wassergemisch) aufweisen.
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So ein schiet,
das kommt mir bekannt vor auch wenn es schon ein paar Jahre her ist. Ich bin auch noch mit "Wassernachfüllen" noch von Kassel bis Hamburg gekommen.
http://dasbaurtagebuch.wordpress.com/200...ecker-aus/
Das mit dem Baur über den Glockner hat dann erst dieses Jahr geklappt.
Gruß,
Volkert
Der, der eigentlich einen 02 Baur gesucht hatte....
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(09.10.2013, 08:48)bastelbert schrieb: Nein, normalerweise ist "der übliche M20 Riss" im Fahrbetrieb überhaupt nicht zu erkennen. Weder durch Leistungsverlust, noch durch Temperaturerhöhung oder Dampfschleier.
Bemerken tut man ihn normalerweise weil das Checkcontrol "Kühlwassermangel" anzeigt (und das dann in immer kürzeren Abständen) und Öleinfülldeckel/Ölmesstab die berühmte "Caramelcreme" (Öl/Wassergemisch) aufweisen.
Richtig: während dem Fahren merkt man nichts. Wenn man allerdings mit 200 km/h über die Bahn brezelt, sich auf einmal die Check-Control mit "Kühlwassermangel" meldet und man fast zeitgleich auf ein Stauende aufläuft, dann führt besagter Mangel an Kühlflüssigkeit zu entsprechender Temperaturerhöhung. Wie gesagt, war diese mit Heizung auf Anschlag wieder in den Griff zu bekommen, bis man die nächste Raststätte anlief.
Ab dann hielt sich der Kühlwasserverbrauch in Grenzen. Wie gesagt: ein Jahr bin ich noch mit dem kaputten Kopf durch die Gegend georgelt - von Autobahn-Vollgas-Etappen habe ich mich allerdings fern gehalten. Vernünftig gefahren, musste ich anfangs fast gar kein Kühlwasser nachfüllen, gegen Ende alle zwei Wochen. Wichtig: das ganze System im Auge behalten: solange nur wenig Wasser in den Kopf oben eindringt, ist alles halb so schlimm, weil der Kopf sowieso schon hinüber ist. Findet man allerdings Karamell-Creme im Block (also am Ölmessstab), ist Ende mit Lustig ...
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Für die Motorrevision hatte ich mir schon längst einen guten, gebrauchten Zylinderkopf besorgt. Denn schließlich wollte ich mir im Rahmen einer Optimierung die Kanäle vorknöpfen und mich zeitlich nicht selbst blockieren.
Aber deswegen wirft man den alten Kopf ja nicht gleich weg ...
Bei einem Rundgang auf der Retro-Classics bin ich auf einen Betrieb in Waiblingen (bei Stuttgart) aufmerksam geworden, der mit Reparaturmöglichkeiten für Zylinderköpfe von sich Reden machte. In den folgenden Monaten stieß ich in der einschlägigen Fachliteratur auf positive Berichte zu genau jenem Betrieb. Also schlug ich mit dem geschrotteten (und zerlegten) Zylinderkopf dort auf.
Die Prüfung ergab, dass der Riss zwar weit größer war, als mit bloßem Auge zu erkennen, aber dass der Kopf noch reparabel sei. Der Kommentar vom Chef: 325er Zylinderköpfe kämen regelmäßig rein, und fast alle hätten sie genau diesen Riss. An diesem Kopf hätten sie schon Übung. Er selbst wolle sich darum kümmern.
Zuerst wurde der Riss der Länge nach aufgebohrt:
Uiuiui … der Riss geht sogar durch die Nockenwellenlager fünf und sechs!
Hier sieht man die Schweißnaht:
Und hier liegt der geschweißte Kopf bereits zur Prüfung im Wasserbad:
Dicht!
Zuguterletzt wurde der Zylinderkopf noch geplant
und gereinigt:
Jetzt liegt der Zylinderkopf als Reserve in meinem kleinen Lager … hoffentlich werde ich ihn nie brauchen!
Wer sich über die Firma informieren will findet sie unter
www.ljaschko.de
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Sieht ja fast aus wie neu
Gruß,
Bernd
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10.10.2013, 09:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.10.2013, 09:40 von ...christian.)
(10.10.2013, 00:30)Anderl schrieb: ...
Bei einem Rundgang auf der Retro-Classics bin ich auf einen Betrieb in Waiblingen (bei Stuttgart) aufmerksam geworden, der mit Reparaturmöglichkeiten für Zylinderköpfe von sich Reden machte. In den folgenden Monaten stieß ich in der einschlägigen Fachliteratur auf positive Berichte zu genau jenem Betrieb. Also schlug ich mit dem geschrotteten (und zerlegten) Zylinderkopf dort auf.
...
Edit by ...christian: Vollzitat gekürzt
Was muss man für so einen Schweißspass denn bezahlen?
Ca. Hausnummer reicht mir.
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Ähm, Martin, das Vollzitat war doch jetzt aber nicht wirklich nötig, oder?
Cheers
Christian
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Ähm, ja so mitten in der Nacht... ;-)
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Je nach Arbeitsaufwand muss man mit 300,- bis 400,- Euro rechnen. Bei mir war der Riss sehr lang und ging durch zwei Lager - demnach habe ich mich mit 380,- Euro am oberen Ende bewegt.
Im freien Teilehandel gibt es übrigens Zylinderkopfnachbauten von der Firma AMC aus Spanien.
Der Nachbau ist so gut gelungen, die haben sogar die Schwachstelle im hinteren Bereich kopiert!!! Ich hielt während meiner Suche nach einem brauchbaren Zylinderkopf solch ein Teil in meiner Hand, und siehe da - die gleiche Stelle war ebenfalls geschweißt (allerdings nicht so professionell wie vom Ljaschko).
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11.10.2013, 21:18
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.10.2013, 21:22 von bastelbert.)
Ich zitiere zum Thema AMC Köpfe mal den Gert ("E30-Schrauber") :
[undefined=undefined]die angeblichen 325i AMC Köpfe sind in Wirklichkeit Gussrohlinge vom 320i und haben nur größere Ventilsitzringe und Ventile bekommen, die Kanäle sind noch 320i Stand und nur notdürftig an die Sitzringe angepasst, auch am Einlass zur Ansaugbrücke hin ist es nur stümperhaft angefräst, das ist wirklich unterste Schublade
beim Versuch, einen solchen grausigen AMC Kopf wenigstens einigermaßen so zu bearbeiten, dass die Kanäle einem gut gemachten "echten" 325i entsprechen, bin ich an mehreren Einlasskanälen durchgekommen
Fazit : jetzt ist er richtig Schrott[/undefined]
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Kleiner Hinweis am Rande in diesem Zusammenhang:
Bei einem 100-tkm-Langzeit-Test wies ein aktueller F10 (528i mit N20B20-Vierzylinder) Risse im Zylinderkopf auf. Ja - nach gerade mal 100 tkm!
Kommentar BMW in etwa: "Ja, das ist normal und macht nix. Die Risse werden ja nicht größer."
Kann es sein, dass BMW damit auf merkwürdige Weise auf den Unmut vieler Kunden wegen der Ablösung der traditionellen Reihensechszylinder durch Downsizing-Vierzylinder reagiert, und nun wenigstens die Zylinderkopfrisse wieder absichtlich einführt?
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