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Rost
#1
Hallo,
heute bin ich über einen ADAC-Artikel gestolpert, der sich mit der Korrosionsneigung der Fahrzeugmodelljahre 1977-1979 beschäftigt:

Zitat:Eine Umfrage der ADAC Motorwelt vor 30 Jahren zeigte, dass damals schon zwei oder drei Jahre alte Autos von der braunen Pest befallen wurden.

„Als der Eschweiler Versicherungskaufmann Manfred Zippel im Januar 1977 sein rund 12.000 DM teures „Auto des Jahres“, einen blauen Simca 1307 GLS, in Empfang nahm, war er überzeugt, einen guten Fang getan zu haben. Dass bereits nach einem halben Jahr erste Rostansätze im Bereich der Türkanten ausgebessert werden mussten, nahm er dem Auto nicht weiter krumm; die Reparatur wurde prompt und zu seiner Zufriedenheit erledigt.

Mürrisch wurde der Chrysler-Fahrer erst, als die offensichtlich nicht ausreichend sanierten Stellen kurz darauf wieder aufbrachen und zudem neuer Rostfraß den Beginn einer Rostkatastrophe größeren Ausmaßes erkennen ließ.

Nachdem die Werkstatt mehrfach willig, wenn auch erfolglos an den Roststellen herumgedoktert hatte, befand sich Zippels Auto – nur zweieinhalb Jahre nach dem Kauf – in einem jämmerlichen Zustand: Längs der Türschweller blätterte der Lack ab, die Radläufe (siehe Foto) zeigten hässliche Rostspuren, und auch oberhalb der Gürtellinie hatte der Rost an zahlreichen Stellen gewütet. Der rechte Kotflügel war bereits durchgerostet.
Die Beseitigung der Schäden, von der Werkstatt mit rund 1.000 DM veranschlagt, erschien dem Simca-Besitzer wenig erfolgversprechend. Und so griff er dankbar zu, als ihm sein Händler anbot, die Rostlaube bei Kauf eines Neuwagens für 6.000 DM in Zahlung zu nehmen.“

Autos, die ihren Besitzern schon nach zwei oder drei Jahren unter den Händen wegrosten, waren noch vor 30 Jahren keine Ausnahmen. Auf die Umfrage in der ADAC Motorwelt vom September 1979, bei der es ausschließlich um Rostschäden an nach September 1976 zugelassenen Autos ging, meldeten sich über 2.500 Leser zu Wort.

„Zwar zeigte sich nach der Auswertung, dass längst nicht alle Fabrikate unter der Rostkrankheit leiden, doch bei den meisten Herstellern hat der Rost heute Hochkonjunktur.“
Weiter hieß es in der Motorwelt: „Was viele Autofirmen immer noch nicht im Griff haben, ist der sogenannte Schönheitsrost an Türkanten, Kotflügeln, Motorhauben und Kofferraumdeckeln. Für den Autofahrer sind solche Geschichten nicht weniger ärgerlich. Werden die Schäden nicht rechtzeitig oder laienhaft ausgebessert, wachsen sie mit den Jahren zu üblen Rostgeschwüren an. Solcher Rost geht auch ganz schön ins Geld, denn er drückt den Wiederverkaufswert eines Autos – wer will schon eine Rostlaube?“

Doch wo lagen nun die Ursachen für den Rostfraß? Nach Meinung der ADAC Motorwelt waren die Autofirmen um Ausreden nicht verlegen, wenn es galt Gründe dafür zu finden, warum ihre Autos bereits in jugendlichem Alter Rost ansetzen: „Die einen machen das Streusalz, die anderen die Luftverschmutzung, wieder andere die mangelhafte Pflege der Autos verantwortlich.“
„Das Kernproblem ist ein ganz anderes: Der Kosten- und Konkurrenzdruck zwingt die Autohersteller, immer leichtere Autos zu bauen, die billiger zu fertigen sind, schneller fahren und weniger Benzin verbrauchen. Das erreicht man nur, wenn man die Karosserie abspeckt. Doch je dünner das Blech, umso zahlreicher müssen die Profile, Falze und Schweißnähte herhalten, die die Blechhaut versteifen und zusammenhalten. Den Rost freut´s, denn in den zerklüfteten und zumeist schlecht belüfteten Hohlräumen findet er ideale Lebensbedingungen.“

Dass das Rostproblem längst nicht bei allen Autoherstellern in gleichem Maße auftrat, zeigte die Auswertung der ADAC Motorwelt:
„Daimler-Benz, BMW und Porsche haben den wenigsten Rost
– zumindest wenn man die Zahl der Beanstandungen an den Zulassungen misst. Auch bei Opel und Ford sieht es nicht schlecht aus – beide haben übrigens fast die gleiche Reklamationsquote. Bei den Riesenstückzahlen kommt es natürlich gelegentlich auch zu Ausreißern.

In der Motorwelt hieß es weiter zu VW und Audi: „Beide Firmen wurden von einer Rostreklamations-Lawine förmlich überrollt. Dabei ging es vor allem um Wagen, die vor 1978 gebaut worden waren. Auch in unserer Umfrage spielten VW und Audi die Hauptrolle: von den 2.500 Leserzuschriften entfielen rund 1.000 auf Fahrzeuge des VW-Konzerns. Betroffen waren hauptsächlich Golf, Passat und Audi 100.

Überall dort, wo an den Falzkanten von Türen, Motorhauben, Kofferraumdeckeln und Heckklappen zwei Bleche übereinanderlappen, kam es zum sogenannten Kantenrost. Zusätzlich rostete es aus den winzigen, durch Bördelkanten entstehenden Hohlräumen von innen nach außen. Konstruktionsbedingt ließen sich diese Stellen nicht wirksam genug – etwa durch Grundierung – schützen.

Die Beseitigung dieser Schwachstellen kostete Audi und VW Millionen.

Neben einem ganzen Paket von Einzelmaßnahmen wurden alle kritischen Kanten, Nähte und Fugen abgedichtet bzw. PVC-verklebt. Ab Modelljahr 79 – so versichern die VW-Techniker – ist Rost aus Wolfsburg kein Thema mehr.“


Wie rostresistent zeigte sich das Ausland?

„Gemessen an den Schwierigkeiten bei VW hatten einige ausländische Marken (…) aber noch ganz andere Sorgen. Ob Simca 1307/1308 oder Alfasud, die Autos rosteten an allen Ecken und Enden und wiesen nicht selten schon nach wenigen Jahren markstückgroße Löcher in den Kotflügeln auf.

Eine von vielen Erklärungen für die Misere: Die Ausländer haben den deutschen Rost lange Zeit unterschätzt, weil er im eigenen Land klimabedingt nicht so in Erscheinung trat. Als man aufwachte, bleib vielen Firmen die bittere Erfahrung nicht erspart, dass der Rost außer am Blech auch am Image irreparablen Schaden angerichtet hatte. der Schock hat jedoch gefruchtet, denn heute gehen beide Hersteller in Sachen Korrosionsschutz völlig neue, zukunftsweisende Wege.
Was zeigte sich sonst noch? Dass Schwedenstahl von Volvo auch nicht weniger rostet als italienisches Blech. Dass russisches Lada-Blech vielleicht in der Taiga, nicht aber auf deutschen Straßen vor Rostfraß gefeit ist. Und dass die Japaner im Großen und Ganzen recht ordentlich abschneiden.“

Fragwürdige Garantien gegen Rostfraß

„Mit diesen Garantien ist es jedoch so eine Sache, denn anders als beim Kauf eines Fernsehers oder Kühlschranks sind sie meist an strikte Auflagen gebunden. Werden sie vom Kunden nicht erfüllt, führt das zum Erlöschen jeglichen Anspruchs.

Echte Garantieleistungen ohne kostspielige Auflagen gibt es lediglich bei Porsche, Alfa Romeo, Fiat, Honda und Lada. Was garantiert wird, ist von Marke zu Marke verschieden: bei Alfa Romeo und Fiat lediglich ein zwei Jahre rostfreier Lack, bei den anderen keine Durchrostungen.

In der Regel beziehen sich die Garantien auf tragende bzw. behandelte Teile. Ein Blick in die Garantieurkunde mit ihren zahlreichen „wenn“ und „aber“ erspart spätere Enttäuschungen.“

Ein Blick über den „Großen Teich“ zeigte, wie es seinerzeit auch gehen konnte:
„Nahezu neidisch könnte man auf die Kanadier werden: Ihre Regierung hat Richtlinien erlassen, die Autos vor zerstörerischem Rost schützen sollen: Danach muss die Wagenoberfläche ein Jahr lang oder 40.000 km frei von Oberflächenrost bleiben; drei Jahre bzw. 120.000 km darf kein Teil des Autos von Rost durchfressen werden; sechs Jahre lang darf Rost keinen strukturellen Schaden anrichten. Solche Autos wollen wir auch!“
ADAC Motorwelt 01/1980

Das nur mal gerade zu den immer wieder hier im Forum aufkommenden Fragen wegen Korrosionsschäden, die nach 25 oder 30 Jahren auftreten - damals wäre man oft froh gewesen, wenn der Wagen nach zweieinhalb oder drei Jahren noch an einem Stück ist...
Erschreckend finde ich allerdings, dass das Elend, das viele Fahrer früher 3er, 5er und 6er kennen, damals im Wettbewerbsumfeld absolute Premium-Qualität war ...
Wohl dem Synodalen, der nichts zu sagen hat und der dennoch schweigt. (Gustav Heinemann)
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#2
das ist wirklich erschreckend!
Gruß Daniel
Hubraum ist durch nichts zu ersetzen!...Außer durch noch mehr Hubraum!
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#3
Da kann ich mich noch gut an unseren gelben Golf GL Baujahr 1978 erinnern. Der war nach 4 Jahren und 60.000km an den Kotflügeln vorne und am Heckblech durchgerostet, Scheibenrahmen an Front- und Heckscheibe waren auch kräftig angegammelt. Bereits nach dem zweiten Winter in der Eifel hatte das Ding überall Kantenrost. Vielleicht find ich noch ein paar alte Bilder...
Wer später bremst, ist länger schnell. Wer schneller bremst, ist länger spät.
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