Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.

Bleifrei tanken ohne harten Ventilsitz
#1
Leute das muß ich euch erzählen.
Habe neulich ein wenig gestöbert um für ein Forumsmitglied etwas zu suchen und bin dabei über folgendes gestolpert.

Laut Hersteller darf ein alter BMW Motor der keine gehärteten Ventilsitze hat nach Einführung der bleifreien Benzinsorten mit Bleifrei betrieben werden, sofern der Motor 60.000km mit Blei - Sprit gefahren wurde.
Begründung: Das Blei hat sich dauerhaft ins Material eingebracht und erzeuge so einen "Memory-Effekt".

Eine fantastische Geschichte wie ich finde. Hauptsächlich wenn mir damals ein solcher Motor zwecks Bleifreiem Benzin hopps gegangen wäre.

Interessant zu lesen, aber anfangen kann man mit der Aussage genauso viel wie mit "Die Renten sind sicher". gaga
 .....3er Club Mitglied von 2005 bis 2021....
Zitieren
#2
In diversen Internetquellen steht bisweilen haarsträubender Quatsch.
Das mit dem Memory-Effekt bezieht sich auf Versuche von Mercedes-Benz mit Grauguß-Köpfen - alle nach dem 2. Weltkrieg entwickelten wassergekühlten BMW-Motoren waren immer mit gehärteten Ventilsitzringen ausgerüstet und sind uneingeschränkt bleifrei-tauglich.
Die Vorkriegsmotoren haben zwar keine gehärteten Ventilsitze, sind aber so niedertourig ausgelegt, dass ihnen Bleifrei-Betrieb nichts anhaben kann. Anders wäre auch schlecht gewesen, da verbleites Benzin in Deutschland regional unterschiedlich erst zwischen 1938 und 1948 verfügbar war (verfügbar heisst allerdings nicht, dass verbleiter Kraftstoff die Regel war).
Bis ca. 1964 wurde bleifrei (speziell bei hochwertigen Kraftstoffen) parallel zu verbleitem Benzin angeboten.



Wohl dem Synodalen, der nichts zu sagen hat und der dennoch schweigt. (Gustav Heinemann)
Zitieren
#3
... unglaublich wie bieder wir Deutschen damals waren, dass sowas als Werbung und nicht
als Satire durchging ... Schon erschreckend ;-)
Mal sehen wir heutige Werbung in 30 Jahren aufgenommen wird.

Das sich Blei ablagert, habe ich aber schon öfter gelesen, vor allem in Odltimer-Zeitschriften.
Bei BMW scheint es ja kein Thema zu sein, bei anderen Herstellern schon.

Ist dieser Einlagerungs-Effekt allgemein jetzt blödsinn?

Grüßle
Fx
Grüße
Felix

"Never modify. Never drill holes. Never change accessories."
Zitieren
#4
Nein, der Einlagerungs-Effekt ist ganz und gar nicht allgemein Blödsinn, es gibt ihn aber nur bei Graugussköpfen - und sowas hat BMW letztmals 1936 mit dem 2 l-Sechszylinder des 326 (der noch bis zum 501 durchhalten musste) vorgestellt. Also zu einer Zeit, als es überhaupt noch kein verbleites Benzin in Deutschland gab. Es geht also offensichtlich auch ohne Bleieinlagerungen dauerhaft problemlos, wenn der Motor hinreichend niedertourig ausgelegt ist.
Hochtourige Motoren jener Zeit wie die etwas später im Jahr 1936 vorgestellte Zylinderkopfvariante für 327/28 und 328 sowie alles -335 ausgenommen-, was danach kam, hatte bereits gehärtete Ventilsitzringe.
Die bleifrei-lose Zeit war ohnehin sehr kurz, sie reichte von ca. 1964 (de-facto-Verbot von bleifreiem Bemzin in Deutschland) bis einschließlich 1975 (Wiedereinführung von bleifreiem Benzin in den USA und drastische Senkung des Bleigehalts in Deutschland zum 1.1.76, durch die das Blei für eine Ventilschutzwirkung zu gering dosiert war). Bei BMW hat es übrigens zwischen 1976 und 1984 nie spezielle USA-Zylinderköpfe gegeben. Und auch bis 1964 hat es nie irgendwelche werksseitigen Empfehlungen zur Meidung bleifreier Kraftstoffe gegeben.

P.S.: Die Aral-Bleifrei-Werbung ist ca. 57 Jahre alt; es ging damals übrigens noch schlimmer. Beginnend mit der Feststellung, dass Aral eigentlich nichts anderes als gespeicherte Solarenergie ist über die sich zum Wohle deutscher Autofahrer friedlich sterben legenden Dinos bis zur unerträglichen Steigerung in Form niedlicher Zeichentrickautos, die zu "Oh Du schöner Westerwald" tanzend den bleifreien Aral-Zapfsäulen Blümchen schenken ... und das alles in den 50er Jahren.


Die Werbung hat sich aber ziemlich schnell in Form und Geschwindigkeit geändert - vor 43 Jahren sah Aral-Werbung bereits so aus:

Wohl dem Synodalen, der nichts zu sagen hat und der dennoch schweigt. (Gustav Heinemann)
Zitieren
#5
... mit Aral sind Staus auch kein Problem mehr ... durch die Leistungsreserven.

Sensationell. Das klingt so lecker, da möchte man doch auf der Autobahn erstmal 20 Liter verballern,
weils so schön ist, mit den durch die Sonne konservierten, ehemals lieb sterbenden Dinos im Tank.

Also Deinen historischen Abriss über Blei und bleifrei müsste ich mir mal in Ruhe
durchdenken. Allgemein ist es wohl gut für alle, das das Blei nicht mehr vertankt wird.

Alles nur noch reine Sonne. Wie schön...

Grüße
Felix

"Never modify. Never drill holes. Never change accessories."
Zitieren
#6
(17.07.2012, 18:58)Farbschema schrieb: Allgemein ist es wohl gut für alle, das das Blei nicht mehr vertankt wird.
Alles nur noch reine Sonne. Wie schön...
Was das damalige Aral (und andere) angeht: Blei wurde keineswegs nicht mehr, sondern immer noch nicht vertankt. Bleitetraethyl wurde in den USA seit 1924 verwendet; aus lizenzrechtlichen Gründen stand Bleitetraethyl in Deutschland erst ab 1936 und anfangs nur in geringen Mengen zur Verfügung - und war daher ursprünglich nur Flugbenzin vorbehalten.
In Europa setzte man seit jeher auf Alkohol statt Blei als Klopfbremse, einige Anbieter, die aus der Kohlechemie kamen (z.B. Aral) nahmen statt Alkohol das Koks-Nebenprodukt Benzol. Krebserregender ging's kaum. Und weil das Koks-Benzol irgendwie verklappt werden musste, gab es bei Aral (und anderen) noch bis weit in die 60er Benzol in rauen Mengen (bis 25%) im Sprit. Das reichte für bleifreies Superbenzin mit stolzen 100 Oktan (die verbleite Konkurrenz kam damals meist mit 94 bis 96 Oktan daher) und stellte die gut bezahlte Entsorgung des anfallenden Benzols sicher. Bis der Gesetzgeber den Benzolgehalt ab 1964 stark begrenzt hat, so dass erstmal Schluss mit Benzol war.
Man hat beim damaligen Technologiestand lediglich ganz viel Teufel mit wenig Belzebub ausgetrieben.
Wohl dem Synodalen, der nichts zu sagen hat und der dennoch schweigt. (Gustav Heinemann)
Zitieren




Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste