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Worauf achten bei einer 315er Besichtigung
#1
Hallo zusammen,

habe gerade einen 315er Bj. 1984 im Internet gefunden.
Der Wagen ist erste Hand, (wird auch noch vom Erstbesitzer gefahren)
hat 160000km gelaufen, laut Besitzer unfallfrei, Garagenwagen, Nichtraucher, erster Lack, Schiebedach, Drehzahlmesser, Pustagrün, innen beige, Handschuhfach abschließbar, hintere Stoßstange hat eine Beule (Laternenrempler), rechte Zierleiste kleine Beule und angeblich kein Rost (nur etwas an der Frontschürze).

Worauf sollte ich bei der Besichtigung dieses Wagens besonders achten und was würdet Ihr für so ein Auto zahlen, wenn diese Angaben wirklich so stimmen.

Achja, mit wie viel Steuer im Jahr muß ich bei dieser Motorisierung rechnen? Verwirrt

Über hilfreiche Tipps würde ich mich freuen.

Viele Grüße
Thomas


"Es gibt Automobile, die fährt man, weil man es sich leisten kann. Einen BMW leistet man sich, weil man fahren kann" (BMW Werbung, 1974)

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#2
Fangen wir hinten an: Steuer sind 400 EUR pro Jahr.

Worauf Du achten solltest:

Erstmal solltest Du Dich nicht erschrecken. Der 315 wurde, um einen BMW zum Golfpreis im Angebot zu haben, gegenüber dem 316 heftig versimpelt:

Stoßstangen ohne Abdeckungen über den Schrauben zwischen Mittelteil und Ecken, die sündteuren polierten Aluleisten um die Seitenfenster herum sind entfallen, Wegfall von einigen Geräuschisolierungen (lt. BMW zur Gewichtsreduzierung Zwinker ), Halogenscheinwerfer waren Extra, Simpelvergaser 1B2 statt 2B4, Hutablage (und ich glaube auch die Seitenteile des Fußraums vorne, bin mir aber nicht sicher) aus Kunstleder statt Teppich, keine Kartentaschen in den Türen, vereinfachte Türinnenverkleidungen, Außenspiegel ohne Innenverstellung, kein Werkzeugkasten in der Heckklappe.

Aber abgesehen davon: Nach Rost gucken. Überall. Gründlich. Und zusätzlich mit doppelter Aufmerksamkeit: Die hinteren Radhäuser, weil die im oberen Bereich einen unglücklich geformten Hohlraum haben. Also unbedingt von überall (von unten, im Kofferraum und bei ausgebauter Rückbank) genau anschauen. Dann natürlich alles rund um das Tankeinfüllrohr, Reserveradwanne / Abschlepphaken, Wagenheberaufnahmen vorne. Dazu einen gründlichen Blick auf die Unterkante der Windschutzscheibendichtung werfen (unter der Dichtung gärt es oft und fies. Und auf dieuntere Ecke der Heckscheibendichtung zur B-Säule hin. Und den Innenraum genau auf Spuren von Wasserleckagen untersuchen.

Was den Preis angeht: Ich persönlich würde für einen 315 nicht sehr viel bezahlen, weil er halt ein Sparmodell ist. Als Sammlerstück eher ungeeignet.
Wohl dem Synodalen, der nichts zu sagen hat und der dennoch schweigt. (Gustav Heinemann)
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#3
Was den Rost angeht:

Also am UNTERBODEN rostet es vorne links und recht, wo die rechteckigen Aufnahmen für die Hebebühne aufgeschweisst sind. Komischerweise kommt die linke Seite stets früher als die rechte. In der Regel muss sowohl das Verstärkungsblech, wie auch ein Teil des Unterbodens ersetzt werden. Die gleichen Verhältnisse herrschen auch am entgegen gesetzten Ende, an der Abschleppöse unter der Reserveradmulde.
Wo die beiden Tankhälften in den Unterboden eingelassen sind, rosten die Schweller von innen nach aussen durch, was man durch den serienmässigen PVC Unterbodenschutz erst sehr spät sieht. Das Elend erstreckt sich hier bis zu den Aufnahmen der Hinterachse (was eine ordentliche Reparatur erschwert).
Wenn man an dieser Stelle um die Ecke nach Aussen schaut, sieht man in den HINTEREN RADKÄSTEN die Enden der Schweller, die ebenfalls von innen nach aussen durchrosten. Schauen wir uns im Radaus weiter um, sehen wir die hinteren Radläufe, bei denen ebenfalls zwei Bleche aufeinander treffen (Radkasten und Aussenhaut), so dass sich das Blech zwischen den Schweisspunkten blätterteigartig verändert. Oben im Radhaus sehen wir das Verstärkungsblech für die Dämpfer und Federaufnahme, auf die später noch mal in Sachen rost zurück zu kommen ist... Am anderen Ende des Radkastens (rechts), dort wo das Tankrohr sich in den Kofferraum verabschiedet, treffen wieder mehrere Bleche aufeinander: das Radhaus, der Kofferaumboden (hier in Wellblechform) und die namenlose Verstärkung (die keine Teilenummer hat und deswegen auch nicht ersetzt werden kann) um das Loch für das Tankrohr. Alles zusammen wieder ein Garant für Eisenoxid und einer der echten E21-Rost-Klassiker.
Solange wir noch unter dem Auto sind, wenden wir uns jetzt dem VORDERWAGEN zu: Am linken Längsträger (wo die Fahrzeugmasse festgeschraubt ist), ist produktionstechnisch kein/zu wenig Hohlraumschutz hingekommen, was das Blech mit Zerfall bestraft. Weiter oben an den Stehwänden können sich dort kleine Rostlöcher bilden, wo im VORDEREN RADHAUS die Haltewinkel für die Bremschläuche angeschweisst sind. Wenn sich hier an den oberen Federbeinaufnahmen die Dome auflösen, hat der alte Bayer ein ernstes Problem! Harmlos im Vergleich dazu sind die beiden Kostflügel, die von Innen nach Aussen durchrosten, weil (der aufmerksame Leser ahnt es schon) innen zwei Bleche (nämlich die Aussenhaut und die senkrechte Leiste, mit der das Teil an der A-Säule festgeschraubt wird) zusammenlaufen. Rechtzeitiges Abschrauben und konservieren kann hier helfen.
Da wir nun bereits wieder unter dem Auto hervor sind, hilft eine tastende Hand, zu prüfen, ob in den Wasserkästen (das ist da, wo der Wischermotor und die Gebläsemotoren versteckt sind) an der Oberseite (wo wieder mal Bleche zusammenlaufen) Rost gebildet hat. Es hilft, wenn dazu das schwarze Blech abgeschraubt wird. Schwerer zu testen ist, ob der Scheibenrahmen ähnliche Symptome hat, da hierzu die Scheibe ausgebaut werden muss. Wasser im Handschuhfach ist aber ein deutliches Indiz hierfür.
Im Gegensatz dazu ist Wasser im VORDERN FUSSRAUM (bei E21 mit Schiebedach) eher ein Zeichen dafür, dass im Bereich der A-Säule unten der Schweller von Innen nach Innen (nämlich Richtung Innenraum) durchgerostet ist. Gefördert wird dies durch die Scheibedachentwässerung, die direkt in den Schweller läuft (keine besondere clevere Lösung aus Bayern!). Die Türen sind eigentlich (wenn die Abläufe unten immer frei waren) recht gut konserviert. Nichtsdestotrotz kann etwas Korrosionsschutz hier natürlich nicht schaden...
Ein anderer Klassiker der frühen Modelle ist die B-SÄULE, die (aus unterschiedlichen Gründen, über die man auch diskutieren kann) an der Ecke der hintern Seitenscheiben einfach wegrosten, was der TÜV gar nicht gut findet. An der andern unteren Ecke des Heckfensters rostet´s ebenfalls gerne (dort wo die Chromleiste endet.
Wenn wir nun noch mal einen Blick in den Kofferraum werfen, sehen wir rechts das Tankrohr mit den bereits beschriebenen Schwachpunkten und die beiden Radhäuser, die dummerweise da von Aussen durchrosten, wo das oben erwähnte Verstärkungsblech für die Hinterachsaufnahme eingschweisst ist. Ebenfalls diesen Sachverhalt kann man bestaunen, wenn man mal einen Blick hinter die Rückbank auf die Radhäuser wirft (ein Schwachpunkt, den BMW schon seit dem 1500er und dem E3 / E9 in die Autos „einbaut“ *schämt euch!*). Übrigens ein Routing-Checkpunkt jedes versierten TÜV-Ingenieurs...
Als letzten Karosserienpunkt der mir jetzt noch einfällt, sollte von Zeit zu Zeit das HECKBLECH unter den Heckleuchten angeschaut werden, wo es mit der Seitenwand verbunden ist (diesmal nicht geschweisst, sonder hart-gelötet, egal, rostet trotzdem).

So, ich hoffe ich hab die wichtigsten Punkte nicht vergessen.
Ausser natürlich die Stossstangen, die innen ebenfalls gerne braune Pickel ansetzen...


Im Fußraum ist übrigens auch Teppich verbaut Zwinker
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#4
Vielen Dank für die ausführlichen Tipps.
Diese werden mir bei zukünftigen Besichtigungen bestimmt sehr helfen.
Na ja, vielleicht ist der 315er wirklich nicht das richtige Auto zum Sammeln. Dann werde ich jetzt mal weiter die Augen offen halten um evtl. einen günstigen E21 Einspritzer zu erwischen.


Viele Grüße
Thomas
"Es gibt Automobile, die fährt man, weil man es sich leisten kann. Einen BMW leistet man sich, weil man fahren kann" (BMW Werbung, 1974)

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#5
Zitat:Na ja, vielleicht ist der 315er wirklich nicht das richtige Auto zum Sammeln

Du hast schon ein schönes Auto mit ' i ' usw. Wenn Du lust auf etwas anderes hast, dann die 315er mindestens anschauen. Wenn es dir gefällt - kauf es Smile . Egal ob andere Leute es nicht kaufen würden. Niemand kauft ein E21 um ein Gewinn zu machen Fettes Grinsen

323i's gibt es oft genug, wie oft sieht man heutzutage ein 315er in gutes Zustand unterwegs ?
Darkness gone, Tronic gone, Solo gone, go Darkness, go Frozen ! What's my F11 called ?
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#6
Zitat:323i's gibt es oft genug, wie oft sieht man heutzutage ein 315er in gutes Zustand unterwegs ?
Es gibt jedenfalls viel mehr 315er als 323i.

Aber es gibt halt auch Versionen wie der 316 oder 318, die noch recht oft unverbastelt zu haben sind, günstig im Unterhalt aber ohne das Problem der Magerausstattung daherkommen ...

Die Häufigkeit wäre mir ohnehin eher egal, der merkantile Wert eines E21 ist auch so oder so minimal. Man muß halt nur Spaß dran haben. Ich kann nur für mich sprechen: Mein Spaß an einer versimpelten Magerversion wäre von kurzer Dauer. Ich könnte mich durchaus auch für einen schönen Golf 1 erwärmen, aber dann doch bitte nicht ein 50PS Standard, sondern eher ein 70 PS GLS (der mit den schön intensiv-braunen Scheiben) Zwinker
Wohl dem Synodalen, der nichts zu sagen hat und der dennoch schweigt. (Gustav Heinemann)
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#7
Zitat:Man muß halt nur Spaß dran haben

Smile Yup Smile Egal was es ist.

(Ausserhalb von MGs. Die sind alle automatisch schlecht, auch wenn die gut sind)
Darkness gone, Tronic gone, Solo gone, go Darkness, go Frozen ! What's my F11 called ?
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#8
Irgendwie habt Ihr ja alle recht.

Vielleicht sollte ich mir das Auto einfach mal ansehen.
Ich werde versuchen für dieses Wochenende einen Termin mit dem Verkäufer zu vereinbaren. Sobald es etwas neues gibt lasse ich es euch wissen.
"Es gibt Automobile, die fährt man, weil man es sich leisten kann. Einen BMW leistet man sich, weil man fahren kann" (BMW Werbung, 1974)

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#9
Hallo,

@ Thomas: Was sagt denn diesmal Dein Versicherer? Nicht, dass Du Dich wieder von dem neu erworbenen Liebling trennen musst.... Traurig

Viele Grüße

Peter
BMW Diesel alltags, Roadster sonn(ig)tags
Viele Grüße, Peter
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#10
Auf die lange Sicht ist es völlig egal, was für ein Modell Du hast, solange Du es nicht verkaufen willst...

Wer würde den heute noch einen top-erhaltenen 1502 oder einen Opel GT/J von der Bettkannte stoßen ;-)
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