09.06.2010, 12:48
(08.06.2010, 14:27)bastelbert schrieb: Ich kenne etliche Leute die inzwischen Mercedes fahren, weil sie dort wie der letzte Willi behandelt wurden.
Das geht mir genauso, allerdings glaube ich nicht, dass es am Stern oder am Propeller liegt, sondern eher an den Menschen, die in der Werkstatt, hinter dem Teiletresen und auf dem Chefsessel stehen bzw. sitzen.
Ich hoffe immer noch, daß sich hier vor Ort durch die übliche Personalfluktuation im Laufe der Zeit auch wieder etwas ändert.
Allerdings gibt es auch einen zweiten Grund:
Mercedes lebt heute noch vom guten Ruf längst vergangener Jahre. Und weil die Autos sich qualitativ nicht mehr annähernd so von der Konkurrenz unterscheiden, wie es vor Jahrzehnten definitiv war, wird bei Mercedes aus bitteren Sachzwängen die Erinnerung an die gute alte Zeit sehr hoch gehalten, das färbt aufs Personal ab. Schnellroster aus Keksdosenblech passen nicht zum Sternenimage, also muss der Nimbus des ewigen Lebens und der Unzerstörbarkeit eines 123er oder 124er im täglichen Geschäft auf die aktuellen Modelle übertragen werden.
Bei BMW gibt es das umgekehrte Problem:
Man definiert sich praktisch ausschließlich über Fortschritt, Hightech und Modernität. Daß man in einem 25 Jahre alten E30 (ja selbst in einem 40 Jahre alten 2002) in einem Auto sitzt, mit dem man heute noch um manches aktuelle Gefährt anderer Hersteller Kreise fahren kann und dass man bereits vor Jahrzehnten flinke, sportliche Autos mit einem hohen Spaßfaktor bauen konnte, ist für die Vermarktung aktueller Autos eher unbequem - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Man hat einfach nicht das Problem, das Image von vorgestern auf die Autos von heute herüberretten zu müssen, weil die heutigen Autos im Wesentlichen immer noch den Markenwerten vor 30 oder 40 Jahren entsprechen und man es nicht nötig hat, mit Rückgriffen in die Vergangenheit den Verfall der Sitten zu kaschieren.
Wohl dem Synodalen, der nichts zu sagen hat und der dennoch schweigt. (Gustav Heinemann)