08.04.2011, 10:05
(08.04.2011, 09:03)bastelbert schrieb: Wieviele E30 sind es noch? 70000? davon warscheinlich die Hälfe schon den "finalen Rettungsschuss" in Aussicht?Greifen wir mal die Limousinen heraus (Cabrios und Tourings folgen anderen Marktgesetzen): Davon wurde mal ca. 1 Million in Deutschland verkauft, zu Jahresbeginn kannte das KBA noch 38.000 davon, Tendenz nach wie vor rasant sinkend (vor einem Jahr waren's noch ca. 18% mehr). Wenn sich der Trend der letzten Jahre fortsetzt, sind wir in 5 - 7 Jahren unter 10.000 .
Wollen wir wenn es noch 10000 sind immer noch Grüppchen bilden?
Der E30 gehört zu den Autos, die unter Anderem Leute anziehen, die ihn zum Befriedigen ihrer Wochenend-Bastellust einsetzen. Da wird, aus legitimem Spaß aus ausprobieren, tüfteln, lernen, aus Jux und Tollerei, gebastelt und getan was das Zeug hält. Dumm nur: Irgendwann, meist so nach 2 Jahren, merkt man dann, dass das alles nicht ganz stimmig ist, dass vieles doch nicht (mehr) so funktioniert, wie man sich das vorstellt und dass so ein E30 halt doch ein altes Auto ist. Da macht einen der TÜV dann gerne schonmal drauf aufmerksam, dass die Wochenend-Bastelorgien besser in Querlenker, Tonnenlager und Rostbekämpfung investiert gewesen wären. Das Resultat findet man dann kurze Zeit später auf dem Schrottplatz wieder.
Dann gibt es aber auch diejenigen, die ihre Autos halt genauso haben wollen, wie sie sie (und zwar in professioneller Qualität) herrichten. Egal, ob original(getreu) oder modifiziert. Und denen geht es ausschließlich um den dauerhaften Erhalt ihres Autos.
Und in dieser Gruppe herrscht ein Mißverständnis: Die Originalos differenzieren (sei es aus mangelnder Kenntnis der Materie, sei es, weil ein gut gemachter Blender kaum von einem ernst gemeinten Projekt unterscheidbar ist) nicht zwischen denjenigen, denen der E30 billiges Mittel zum Bastelzweck ist und denjenigen, die mit viel Liebe und Herzblut "ihr" Auto für's Leben bauen. Letztere wiederum fühlen sich mißverstanden, weil sie die gleichen Gefühle für ihr Auto entwickeln wie die Originalos, aber aus vorgenannten Gründen von den Originalos ausgegrenzt werden und fehlinterpretieren das als Arroganz.
Mit sinkenden Bestandszahlen setzt irgendwann ein wundersamer Effekt ein: Gruppe 1 stürzt sich -mangels ausreichender Verfügbarkeit des E30-
auf andere Modelle, die anderen (zur eit immer noch die absolute Minderzahl) merken irgendwann, dass sie eigentlich dasselbe tun, nur irgendwie anders. Das rauft sich mit den Jahren ganz natürlich zusammen.
(08.04.2011, 09:03)bastelbert schrieb: Mal ganz provokant: "Ist ein Unveränderter E30 überhaupt ein "normaler" E30?
Das wäre ja fast wie ´ne Harley vom Band?
Ich mag Harleys vom Band.
Im Ernst: Autos aufzuheben und auf Dauer erlebbar zu erhalten, ist durchaus so etwas wie Kulturpflege. Woher sollen in 20 Jahren die Kinder sonst wissen, was mit Zerknalltreiblingen angetriebene, mechanische Automobile waren? Wie vor 40 oder 50 Jahren Oma und Opa ihre Mobilität sichergestellt haben? Als Opa Karl vor 40 Jahren jung war, hatte der auch einen Spoiler auf dem Heckdeckel seines 323i, Zierstreifen rechts und links, Sportsitze, die nicht Recaro hießen und ein Radio, auf dem nicht "Bavaria" stand. Das ist für den kleinen Steppke im Jahr 2025 genauso interessant zu erleben wie der Wagen, der so ist wie der von Großtante Ursula: 318i mit 4 Rädern und Bavaria Mono.
Wann sich das alles zusammenrauft (beim 02 ist das z.B. längst geschehen) und wie, das werden wir alle noch sehen...
Wohl dem Synodalen, der nichts zu sagen hat und der dennoch schweigt. (Gustav Heinemann)